Wir hatten uns gerade von dem Schock des Getriebeschadens erholt, als drei Tage später ein Stein, offensichtlich aus den Reifen eines vorbeifahrenden Lastwagens, mit einem Knall auf unsere Windschutzscheibe auftraf. Es tat sich ein kleines Loch auf, von dem sich, wie das eben so ist, strahlenförmig einige Risse in die Scheibe vorarbeiteten. Insgesamt ist das ganze "Kunstwerk" vielleicht 10 cm im Durchmesser. Wäre der Stein nur drei Zentimeter tiefer aufgekommen, so hätte er lediglich das Blech getroffen. Aber "hätte und wäre" hilft eben nicht - passiert ist passiert.
Nach einer kurzen Erholungsphase liegt die Überlegung nahe, dass ein solcher Schaden hier doch recht häufig vorkommt, zumal uns schon etliche Autos mit abenteulich zersprungenen Windschutzscheiben aufgefallen waren, und mindestens ebenso viele mit ebenso abenteuerlich reparierten.
Und ist gibt glücklicherweise immer Leute, denen hier schon das Gleiche passiert ist und die aufgeschrieben haben, wo sich ein solcher Schaden in der nächsten Stadt beheben lässt.
"Dr. Parabrisas" (der Windschutzscheibendoktor) hieß es da: "kompetent, unkompliziert und kostengünstig." Irgendwie kam uns das vor, wie in einer häufig in Deutschland im Radio gehörten Werbung eines spezialisierten Fachbetriebs.
Also nichts wie hin und die Werkstatt auch gleich auf Anhieb gefunden im Gewirr der Einbahnstraßen. Werkstatt, na ja, ... Wir stehen vor ein "Butze" und lediglich das Schild auf der Straße lässt darauf schließen, das wir richtig sein könnten. Auch ein Blick durch das Fenster in das verwaiste Innere des Gebäudes lässt vermuten, dass hier schon lange nichts mehr repariert wurde oder was hat ein dort hängender Punchingball mit Scheibenreparatur zu tun?
Entäuscht wollen wir gerade wieder abziehen, als ein Mann in einem, na ja sagen wir mal nicht mehr ganz frischen, Trainingsanzug quer über die Strasse gelaufen kommt. Freudestrahlend erklärt er uns, dass wir aber hier genau richtig sind, denn er ist "Dr. Parabrisas" höchstpersönlich und ohne weiteres könne er unsere Windschutzscheibe in binnen von 30 Minuten reparieren.
Frage: "Und wo....?"
Antwort: "Na ja, hier eben auf der Straße." Und dann holt er sein sichtbar schon haufig genutztes Arztköfferchen mit dem Glasbohrer und geht zu Werke. Wir stehen nur sprachlos daneben. Dies hat jetzt so gar nichts mehr mit deutschen Vorstellungen von Scheibenreparatur zu tun. Dass zwischenzeitlich ein weiterer Kunde kommt, dessen Pick-up eher über eine zweiteilige Windschutzscheibe verfügt, beruhigt uns. Offenbar ist unser "Dr. Parabrisas" doch stadtbekannt.
Und richtig nach 30 Minuten sind Löcher gebohrt und Spezialkleber eingespritzt, die Scheibe ist repariert: kompetent, unkompliziert und kostengünstig, eben genau wie in der deutschen Radiowerbung.