Thailands Norden: Drei Wochen mit dem Roller unterwegs

Chiang Mai, die größte Stadt Nordthailands, hat 131.000 Einwohner. Darüber, wie viele Motorroller hier zugelassen sind, gibt es keine Zahlen, doch vermutlich sind es mindestens viermal so viele. Sie sind einfach überall und in der Tat das sinnvollste Verkehrsmittel, um sich in der Stadt fortzubewegen. Denn irgendwie passt man mit seinem Roller immer noch zwischen den Autos hindurch und ein Parkplatz findet sich in der Regel auch.

Entsprechend beliebt ist das Rollerfahren bei Einheimischen und Touristen und buchstäblich an jeder Ecke lassen sich die kleinen, wendigen Fahrzeuge ohne viel Aufwand mieten. Natürlich gibt es auch größere Motorräder und manchmal wären auf unserer Tour ein paar PS mehr schön gewesen, doch im Vergleich zu den Motorrollern sind die größeren Maschinen so viel teurer, dass wir für den Preis von zwei Rollern, von denen wir einen für einen Monat und den zweiten für zwei Monate gemietet haben, gerade mal ein Motorrad für drei Wochen bekommen hätten.

 

So sind wir mit maximal 70-80 km/h entspannt durch die wunderschöne Landschaft gerollt, während die Geschwindigkeit an den steilen Bergen und engen Kurven natürlich deutlich darunter lag. Aber dies sind wir ja von unserem Blaubärt gewöhnt und brauchen bei unserer Art zu reisen ja sowieso immer länger als andere.

Landschaft, Landschaft, Landschaft ... (und manchmal auch ein Kaffee)
Landschaft, Landschaft, Landschaft ... (und manchmal auch ein Kaffee)

Der erste Abschnitt unserer Tour war der so genannte Mae Hong Son Loop, eine beliebte Motorradrunde westlich von Chiang Mai. 1864 Kurven zählt diese Strecke und in der Tat reiht sich hier in den Bergen Kurve an Kurve, wobei sich immer wieder schöne Ausblicke bieten, auch wenn es rundherum dicht bewaldet ist. Selbst die kleinsten Straßen sind tip-top geteert, was das Fahren natürlich sehr angenehm macht. Gleich am zweiten Tag sind wir den höchsten Berg Thailands, den Doi Inthanon, heraufgeknattert, der immerhin 2565m hoch ist. Da aber gerade ein langes Wochenende begonnen hatte und dies von vielen Bangkokern zu einem Ausflug nach Nord-Thailand genutzt wird, war der Andrang entsprechend groß.

Neben der tollen Landschaft hatten wir mehrfach das Glück, in irgendwelche Tempelfeste hineinzugeraten und haben manchmal Stunden zugesehen, wie ein solches Fest abläuft. Herausragend war dabei die Errichtung und Weihung einer riesigen Buddhafigur, die in zwei Teilen mit einem Kran abgeladen und in mehreren Schritten in ihre endgültige Position gebracht wurde. Begleitet wurde dieses Ereignis von einer umfangreichen Zeremonie und Prozession, bis schließlich die höchsten Mönche, auf einem Gerüst stehend, den Buddha mit Blumen und Mantras geweiht haben: Ein Augenblick, an dem hunderte von Zuschauern gebannt den Atem angehalten haben oder in tiefes Gebet versunken waren. Da kann einem schon einmal eine ordentliche Gänsehaut über den Rücken laufen.

Weitere Höhepunkte waren die unzähligen Höhlen der Region. In den bizarren Felsen finden sich ganze Höhlensysteme, die manchmal durch einen Fluss miteinander verbunden sind. Die längste bisher erforschte, die Höhle Tham Mae Lana, erstreckt sich über sage und schreibe 12,7km.  Die Höhle Tham Lod, die wir besichtigt haben, misst zwar nur 1,7km, kam sie uns aber dennoch mit ihren verzweigten Gängen riesig vor. Ein Teil der Strecke wird sogar auf einem kleinen Bambusfloss zurückgelegt. Noch nie haben wir zuvor ein solches Ausmaß an Stalagmiten und Stalaktiten gesehen, die im Schein der Petroleumlampe, die jeder der einheimischen Führer bei sich hat, gespenstisch erscheinen.

Weiter geht's für ein paar Tage nach Pai,  einem typischen ehemaligen Aussteiger- und jetzt beliebten Touristenort und gleichzeitig größten Ort zwischen Mae Hong Son und Chiang Mai. Hier haben sich Aussteiger aus aller Welt hier niedergelassen, vor allem Europäer, US-Amerikaner und Japaner. Folglich sind die Cafés und Restaurants von einem bunten internationalen Publikum bevölkert und auf dem Nachtmarkt kann man sich quasi zu Fuss um die Welt essen.

Abendstimmung in Mae Hong Son
Abendstimmung in Mae Hong Son

Nach dem entspannten Aufenthalt in Pai führte unsere Tour über mehrere Tage nach Chiang Rai. Schon vor Jahren hatte uns die Tempelanlage Wat Rong Khun, auch der Weiße Tempel genannt, fasziniert. Seine moderne Motivwahl und die detaillierte Darstellung, über und über in Weiß, unterscheiden ihn deutlich von anderen Tempeln und machen ihn in seiner Gänze kaum erfassbar. Dabei sind erst rund 20% der geplanten Anlage fertiggestellt.

Weiter ging es die nächsten Tage auf größeren und kleineren Straßen durch Dörfer und Wälder, Felder, Kaffeeplantagen und Berge bis nach Lampang, einer schönen Kleinstadt und unserem letzten Stopp auf der Tour. Als wir dann wieder in Chiang Mai ankamen, hatten wir doch bald 2000km auf unseren kleinen Knatterkisten zurückgelegt.

Dabei habe wir viele interessante, spannende, überraschende und schöne Dinge erlebt und gesehen, wobei manche auch einfach nur ein Schmunzeln hervorgerufen haben. So kamen wir eher durch Zufall an einer Ansammlung kleiner Geysire und heißer Quellen vorbei, die auf der einen Seite natürlich als Touristenattraktion dienten, auf der anderen von den Anwohnern (und Touristen) aber auch ganz pragmatisch genutzt wurden - zum Eier kochen.

Die Strecken waren zum Mopedfahren wirklich traumhaft: außerhalb der Städte wenig Verkehr, wunderschöne Landschaft, Kurven, Kurven und nochmals Kurven verbunden mit vielen interessanten Begegnungen und Erlebnissen. 

Allerdings war hin und wieder doch eine gewisse Vorsicht geboten, sei es weil die 'Straße' doch nicht so ganz mopedgeeignet war oder weil sie einfach auch von anderen, die so ihre ganz eigenen Vorstellungen von Verkehrsregeln haben, beansprucht wird.

Eine tolle Mischung und eine Art des Reisens, die uns sehr gut gefallen hat. Der Blick in die Kristallkugel war zwar nicht eindeutig - aber eine Wiederholung scheint nicht ausgeschlossen.

Blick in die Kugel am blauen Tempel in Chiang Rai
Blick in die Kugel am blauen Tempel in Chiang Rai

Und zum Abschluss noch ein paar Impressionen von unterwegs ...