Über hunderte von Kilometern bildet der Mekong die Grenze zwischen Thailand und Laos, durchquert Laos an verschiedenen Stellen, bevor er durch Kambodscha nach Vietnam fließt. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit Luang Prabang, Laos' alte Königsstadt, von der thailändischen Grenze aus auf dem Mekong per so genanntem Slow-Boat in zwei Tagen zu erreichen. Eine Möglichkeit, die wir gerne wahrnehmen.
Mit dem Linienbus aus Chiang Rai gestaltet sich der Grenzübertritt zwischen Thailand und Laos als überaus problemlos. Der Bus stoppt an beiden Kontrollstellen und wartet solange bis alle Passagiere die notwendigen Formalitäten erledigt haben. In unserem Fall geht dies schnell, denn es sitzen nur vier ausländische Pärchen im Bus. Ein kleines Hindernis ist, dass an der laotischen Grenze nur absolut makellose Dollarscheine für die Visumsgebühr genommen werden. Nachdem der Beamte alle überreichten Scheine intensiv untersucht hat, müssen wir unseren Bestand noch einmal komplett durchforsten, da zwei leicht zerknitterte Scheine kein Wohlwollen bei ihm finden. Dafür werden wir, nachdem wir Geld getauscht haben, im Handumdrehen zu Millionären. Ein Euro sind rund 10.000 Laotische Kip, also steckt sich jeder von uns eine Millionen in die Tasche, nachdem wir 200 Euro über den Banktresen gereicht haben.
Dann überqueren wir den Mekong auf der "Friendship Bridge" und sind in Laos, wo wieder auf der rechten Seite der Straße gefahren wird, denn hier waren die Franzosen die Kolonialherren und nicht die Briten. Wir übernachten in einem einfachen Guesthouse im kleinen Grenzort Huay Xai.
Am nächsten Morgen betreten wir das traditionelle Holzboot, das uns nach Luang Prabang bringen wird. Es ist viel komfortabler und gemütlicher als wir erwartet haben. Gut gepolsterte Sitzbänke mit einem Tisch in der Mitte, ein Sonnendeck und reichlich Platz. Aber das Beste ist, dass der Motor entgegen aller Beschreibungen kaum zu hören ist.
So schippern wir täglich 7 Stunden den Mekong hinunter, der sich als brauner Strom durch eine grüne, bergige Landschaft windet. An vielen Stellen ragen Felsen aus dem Wasser, die gekonnt umfahren werden müssen und der Mekong wird ein ums andere Mal richtig schmal. Hohe Sandbänke bilden das Ufer und an mancher Stelle läßt sich erahnen, dass das Wasser hier in der Regenzeit etliche Meter hoch steigt.
Insgesamt sind viel weniger Boote unterwegs und auch die Besiedlung ist viel dünner als wir erwartet haben. Alles ist sehr beschaulich, eine sehr angenehme und entspannende Art diese schöne Landschaft zu betrachten.
Unterbrochen wird unsere Fahrt durch eine Übernachtung in Pakbeng, einem Ort auf halber Strecke, der offenbar primär von den dort anlegenden Booten lebt. Ein weiterer Stopp ist der Besuch eines Dorfes. Am Fluss werden Erdnüsse angebaut und es gibt Webstoffe und Schals zu kaufen. Einerseits interessant und eine Einnahmequelle für die Dorfbewohner, andererseits hinterläßt der Besuch bei uns ein eigenartiges Gefühl. Man stelle sich vor bei uns zuhause fielen jeden Tag etliche Gruppen von Menschen ein, die teilweise doch sehr distanzlos alles fotografieren und dann wieder abhauen. Die Kinder hatten jedenfalls mit uns ihren Spass und wir mit ihnen.
Kurz vor Luang Prabang besichtigten wir dann noch die Höhle Pak Ou, die nur mit dem Boot zu erreichen und mit hunderten von Buddhafiguren jeglicher Größe gefüllt ist.
Bis hierher gab es auf den ca. dreihundert Kilometern seit der Friendship Bridge keine weitere Brücke, die den Mekong überquert. Doch dies wird sich sehr schnell ändern. Wie sollte es anders sein, China investiert stark in Laos und so waren gleich zwei große Brücken im Bau, zu denen auch noch das komplette Straßen- bzw. Eisenbahnnetz gebaut wird. Gerade der Bau der Bahnstrecke erschien uns angesichts der Landschaftsstruktur absolut unglaublich, aber es ist wahr. 63% der gut 400km langen Strecke soll in Tunneln verlaufen, 176 Brücken sind geplant. Und da Laos als eines ärmsten Länder der Erde ein solches Vorhaben nicht finanzieren kann, zahlt es nun allein 20% seines Staatshaushalts an Zinsen und bürgt mit seinen Bodenschätzen für die chinesischen Kredite.
Rechtzeitig zum Sonnenuntergang kommen wir in Luang Prabang an. Bei einem gekühlten Bier Lao sitzen wir am Ufer des Mekong, der nun ohne uns als brauner Strom weiterfließt.